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1. Nationale Erdkunde - S. 179

1911 - Straßburg i.E. : Bull
3. Mexiko. 179 Wittelamerika. Nicht genug damit, daß die Union dank ihrer ver- schiedenen Vorzüge den europäischen Industriestaaten den Platz streitig macht, sie sucht auch noch die gewal- tigen Gebiete von Mittel- und Südamerika sich dienst- bar zu machen. Jeden Versuch einer europäischen Macht, sich in Mittel- oder Südamerika Kolonien zu erwerben, würde sie als Kriegserklärung betrachten. (Monroe = Lehre.) Ja selbst die Ein- treibung ihrer Guthaben an die mittel- und südamerikanischen Schuldner- staaten erschwert sie, und alle europäischen Maßregeln nach dieser Seite hin unterliegen der amerikanischen Genehmigung. Die Union selber sitzt wie eine Riesenspinne im Netz und schickt nach Mittel- und Südamerika ihre eisernen Fäden, die Eisenbahnen, aus. Anleihen der bedürftigen Staaten sucht sie aus ihrem gewaltigen Kapitalbesitz zu befriedigen; in der Anlage von Fabriken möchte sie am liebsten ohne Wettbewerber sein. Unser eigenes Streben nach Einfluß in Mittel- und Südamerika stößt notgedrungen mit dem nordameri- kanischen Ausdehnungsdrang zusammen. Wir werden kaum eines der amerikanischen Länder finden, in dem nicht die Union mit uns im Wettstreit stände. Zunächst finden wir das bestätigt bei dem Äauptftaate von Mittelamerika, bei Mexiko. 3. Meriko. Mexiko steht heute vorwiegend unter amerikanischem Einfluß. Mit dieser Tatsache muß man sich abfinden. Daß trotz- dem unser Handel mit Mexiko sich von Jahr zu Jahr eine bessere Stellung erwirbt, darf als ein glückliches Zeichen dafür angesehen werden, daß er in steter Aus- breitung begriffen ist. (Wie nötig wir Steigerung unseres Warenabsatzes haben, ist S. 30 u. 31 gezeigt.) Die Stellung der Union in Mexiko. Ist es ein Wun- der, daß Mexiko in den Bannkreis der Union geraten ist? Natur und Gestaltung des Landes scheinen es nicht anders zu wollen. 12*

2. Nationale Erdkunde - S. 180

1911 - Straßburg i.E. : Bull
180 Iii. Amerika. Der größere, nordwestliche Teil der etwa 2 Millionen qkm um- fassenden mexikanischen Republik bildet eigentlich nur das Südende des nordamerikanischen Festlandes. Nur der kleinere Teil, von jenem durch die Landenge von Tehuantepec getrennt, ist mittelameri- kanisch. Eine natürliche Grenze zwischen der Union und Mexiko be- steht nicht. Es sei denn, daß man den Rio Grande delnorte als natürliche Grenze gelten lassen will. Aber diese Grenze wäre dann gerade das beste Sinnbild des Verhältnisses zwischen Mexiko und der Anion. Da, wo der Fluß die mexikanische Grenze erreicht, ist sein Bett, wenigstens in der trockenen Zeit, völlig wasserleer, weil die Nordamerikaner ihm sein Wasser zu Bewässerungszwecken abgezapft haben. So saugt die Anion auch in anderer Beziehung das Beste auf, was Mexiko abzugeben hat. Sie hat sich geeilt, die günstige Lage Mexikos gehörig auszu- nützen. Unheimlich schnell wußte sie Mexiko mit eisernen Banden an die eigenen Staaten zu ketten. Schienenwege von bedeutender Länge wurden von den Grenz- städten der Llnion aus ins weite Mexiko vorgetrieben, und so ward eine Verbindung geschaffen zwischen den wichtigsten mexikanischen Orten: Mexiko, Vera Cruz, Puebla, San Louis Potosi und den Mittelpunkten der nordamerikanischen Industrie. Mit be- sonderem Eifer aber strebten die eisernen Stränge den hauptsächlich im Nordwesten gelegenen mexikanischen Bergwerksgebieten zu, die Silber, Kupfer, Blei, Quecksilber, Gold liefern, um diese Schätze der amerikanischen Industrie zuzuführen; dann aber auch dem Äerzen des Landes, der großen mexikanischen Äochebene, (Ab- dachung nach beiden Ozeanen) mit ihrem Reichtum an Rindern, Schafen und Schweinen, der in den amerikanischen Großschlächtereien und Konservenfabriken willkommene Verwendung finden kann. Die Nordamerikaner sind klug genug gewesen, den Mexikanern zum Vorteil der Union Bahnen zu bauen. (Vgl. S. 32 u. 33.) Wie muß deren Bedeutung aber erst wachsen, wenn der Panama- kanal gebaut sein wird! Dann bilden diese Bahnen für die amerikanischen Waren bequeme Abfuhrwege nach einer Welt- Handelsstraße. Aber die Anion baute nicht nur mexikanische Bahnen; überall beginnt ihr Kapital Einfluß zu gewinnen und zu suchen: In den Bergwerken, in der Ausbeutung der großen Mahagoni- und Eben- holzbestände, in den Kaffee-, Zuckerrohr-, Kakaoplantagen (diese be- sonders auf den vor der mexikanischen Hochebene liegenden Stufen-

3. Nationale Erdkunde - S. 183

1911 - Straßburg i.E. : Bull
4. Guatemala. 183 Nichtstun ergeben. Das glänzendste Geschäftshaus der Stadt, ein Eisen- und Kurzwarengeschäft, gehört einem Deutschen. Außerdem gibt es dort viele deutsche Ähren- und Iuwelenhandlungen. Die aus- gesprochene Vorliebe der putzsüchtigen Mexikanerinnen für Schmuck- fachen macht das Juweliergeschäft zu einem der schwungvollsten des Landes. Eine Äaupstraße Mexikos ist nach deutschen Iuwelenhänd- lern benannt. Berühmt ist ferner im ganzen Lande ein Musikinstru- menten- und Musikalienhaus, das einem Deutschen gehört. Auch der Einfluß der deutschen Farmer ist nicht gering anzuschlagen. Wie unser Kapital, so finden wir auch unsere Schiffahrt- gesellschaften bei der Arbeit, unseren Waren neuen Absatz zu suchen. Nach Zahl und Tonnengehalt der Schiffe stehen wir in Mexiko an dritter Stelle, hinter der Anion und England. Daß wir im mexikanischen Äandel Frankreich überholen konnten, ist der Äam- burg-Amerika-Linie mit zu verdanken. Sie läßt jeden Monat 4 bis 5 Dampfer nach den mexikanischen Ääsen abgehen, während im gleichen Zeitraum nur ein französischer Dampfer dort anlegt. Mexiko ist also ein Gebiet, auf dem wir vor der Anion noch lange nicht verzagt das Feld zu räumen brauchen. 4. Guatemala. Obwohl achtzehnmal kleiner als Mexiko, kann sich diese kleine Republik in der Bedeutung für uns mit jener recht gut messen. Sie führt uns sogar mehr Waren zu als Mexiko. Wie erklärt sich das? Eine Menge von Kaffeeplantagen Guatemalas ist mit Äilfe deutschen Geldes angelegt. Auf den fruchtbaren Äochebenen gedeiht nämlich eine der besten Kaffeesorten der Welt. Die deutschen Farmer führen ihren Kaffee mit Vorliebe in die deutsche Äeimat aus. über- haupt zeigen die Deutschen des Landes jene Anhänglichkeit an das alte Vaterland, jene warme Vaterlandsliebe, die man bei Ausland- deutschen recht häufig antrifft. Deutsch zu bleiben gebietet ihnen freilich auch ihr persönlicher Vorteil. Denn der Schutz des Reiches ist in einem Lande mit so unsicheren Verhältnissen eine Rückendeckung, die keiner leicht ausgibt. Dank diesem Schutze kann sich der Deutsche hier sreier und sicherer bewegen und betätigen als der eingeborene Bürger.

4. Nationale Erdkunde - S. 187

1911 - Straßburg i.E. : Bull
7. Allgemeines. 187 Südamerika neigt mehr zu Europa hin als zu Nord- amerika. Hierzu einige Beweise. Von Buenos Aires bis New-Kork sind es 5870, von Buenos Aires nach Plymouth 6035 Seemeilen, (1 Seemeile rund 1,9 km), von Buenos Aires nach New-Orlans 6320, von derselben Stadt nach Bremen 6570 Seemeilen. Der Ent- fernungsunterschied ist also sehr gering. Wenn ich die genannten Strecken aber fahren will, dann liegt anscheinend Europa näher bei Südamerika als Nordamerika. Nämlich: Wer von New-^ork nach Buenos Aires fahren will, benutzt den Schnelldampfer New - ^ ork — Plymouth und fährt von Plymouth aus mit einem anderen Schnelldampfer nach Buenos Aires. Er kommt rascher ans Ziel als auf dem direkten Wege. Was beweist diese Tatsache? Daß die Schiffahrtsverbindung zwischen Europa und Süd- amerika besser sein muß als die zwischen Süd- und Nordamerika, daß vielleicht auch die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Südamerika reaer sein müssen als zwischen Süd und Nord der Neuen Welt. Auch der Aufbau des Landes, mag er auch auf den ersten Blick demjenigen des Nordens ähneln, scheint auf Europa hin- zuweisen. Wohl ist Südamerika nach Westen zu durch die schwer ersteig- baren Ketten der Anden (Kordilleren) gegen den Stillen Ozean hin abgeschlossen. Die großen Ebenen aber, die Llanos, die Selvas, die Pampas öffnen sich nach Osten oder Nord- osten; es ist, als wollten sie Europa die besten Zufahrtstore ent- gegenkehren. Ähnlich steht es auch um den Lauf der Flüsse. Nur einer der gewaltigen südamerikanischen Ströme, und zwar der unbedeutendere, schickt seine Wasser nach Norden, ins Karibische Meer. Es ist der Magdalenenström. Die andern, Orinoco, Amazonen- ström, La Plata, öffnen ihre weiten Mündungen gegen Osten oder Nordosten, also Europa zu. And sehen wir uns erst einmal die eine Ecke des gewaltigen südamerikanischen Dreiecks an. Ist es nicht, als spränge Brasi- lien mit dem Kap Branco nur darum so weit in den Atlan- tischen Ozean hinaus, weil es dem dichten Netze von europäischen Schiffahrtslinien, das Afrika umspinnt, möglichst nahe kommen möchte?

5. Nationale Erdkunde - S. 191

1911 - Straßburg i.E. : Bull
8. Brasilien. 191 8. Brasilien. In unserer Ze'it, die soviel vonkolonien spricht, hat man schon oft gesagt: „Das Deutschtum im Auslande ist unsere wichtigste Kolonie". Wenn das Wort überhaupt wahr ist, so trifft es sicher bei den Deutschen Brasi- liens zu. Ist das Wort wahr? Dann scheinen unsere Kolonien in Afrika, in Asien, in der Südsee wenig Wert zu besitzen. Wir werden ihren Wert erst später kennen lernen. Soviel muß aber schon jetzt gesagt werden: Die so sprechen, achten nicht etwa unsere Kolonien gering. Sie bedauern nur eines, ^daß sie nicht Siedelungskolouieu sein können. Leider gestatten unsere Kolonien durch ihr tropisches Klima nicht die An- siedelung von Weißen. Ist dies in Brasilien möglich? Wenn auch nicht ganz, so doch in einem bedeutenden Teile. Brasilien ist ja groß. Mit seinen 8,3 Millionen qkm macht es etwa das Sechzehnfache von Deutsch- land aus und kommt der Größe der Vereinigten Staaten von Nord- amerika ziemlich nahe. Klimatische Verhältnisse Brasiliens. Ein solch großer Staat ist natürlich nicht nur auf eine Zone beschränkt. Während seine Hauptmassen in den Tropen liegen, finden wir in den drei südlichen Staaten Rio Grande, Santa Katharina und Parana sub- tropische Verhältnisse, d. h. das Klima der Länder des Mittelmeeres. Dies gemäßigtere Klima gestattet weißen Siedlern angestrengte Arbeit und bewirkt noch dazu eine große, die geringste Mühe lohnende Fruchtbarkeit, wie sie nur die Tropen aufweisen. Äier sitzen denn auch die meisten deutschen Siedler. Von den rund 1/2 Million zählenden Deutschen, die in Brasilien wohnen, kommen auf diese drei Süd- staaten etwa 350000. Nun haben wir doch in der Union viel größere Massen von Deutschen festgestellt und zugleich einsehen gelernt, warum sie für uns verloren sind. Was haben da die 400000 Deutsche in Südbrasilien zu be- deuten?

6. Nationale Erdkunde - S. 195

1911 - Straßburg i.E. : Bull
8. Brasilien, 195 So lange wir eben „weiße" Kolonien nicht haben, müssen wir uns mit einem derartigen Ersatz begnügen. Was könnte uns Brasilien liefern? Dazu müssen wir das ganze Land ins Auge fassen, nicht Südbrasilien allein. Wenn unser Kandel erst einmal in einem Teile festen Fuß gefaßt hat, so lassen sich von diesem aus leicht Verbindungsfäden mit anderen nicht so stark von Deutschen durchsetzten Landesteilen schlagen. Brasilien bietet aber geradezu großartige Aussichten sür unsern Sandel. Lassen wir wieder einen Nordamerikaner sprechen: (Staatssekretär Elihuroot). „Es steht außer Zweifel, daß Südamerika einmal der Sitz der reichsten und mächtigsten Nationen sein wird. Auf den großen Ebenen Brasiliens haben hunderte von Millionen Menschen Platz, und in einem Jahrhundert wird vielleicht die große Republik Brasilien von den andern Völkern ebenso bewundert werden wie die Ver- einigten Staaten heute von den europäischen Nationen. In 50 Iahren wird der europäische Auswandererstrom sich mit Macht Brasilien zuwenden." Das sind vielleicht etwas große Worte, sie enthalten aber sehr viel Wahres, wie eine Übersicht über das Land lehrt. Beginnen wir im Norden. Äier dehnt sich ein großes ^Irwaldgebiet aus, das Kautschukland am Amazonenstrom und seinen Neben- flüfsen. Für Kautschukbäume besitzt diese große Tiesebene, Selvas genannt, die günstigsten Wachstumbedingungen: 1. Jährliche Äber- schwemmungen durch die Flüsse; 2. eine mit Feuchtigkeit gesättigte Luft, (Tropisches Klima, Lage zum Äquator), 3. fruchtbaren Boden. Es kann daher nicht wundernehmen, daß hier die edelste aller Gummi- pflanzen zu Äause ist. Was bedeutet nun dieses Kautschukgebiet für uns Deutsch e? Die wenigsten wissen, welchen Amsang unsere Gummiindustrie angenommen hat. Es gibt nur noch ein Land, das mehr Rohkaut- schuk braucht als wir, das sind die Vereinigten Staaten von Nord- amerika. (Simon: Einsuhr 200 Millionen Mark, das Deutsche Reich rund 150 Millionen Mark). Als Ausfuhrland für Gummi- waren aber behauptet unser Vaterland weitaus den ersten Rang in der Welt. (1907 ausgeführt für 85 Millionen Mark, ungerechnet Kleidungsstücke und Putzwaren aus Kautschuk, Fahrradreisen, Spiel- 13*

7. Nationale Erdkunde - S. 196

1911 - Straßburg i.E. : Bull
196 Iii. Amerika. zeug aus Weichgummi. And dann denke man erst an den Inlands- verbrauch!) Naturgemäß muß diese Industrie ihren Rohstoff aus fremden Wirtschaftsgebieten beziehen, denn er gedeiht nur in den Tropen. Jenes Land der Selvas ist nun das Äanptland für unfern Gummi- und Guttaperchabezug. Nahezu für 50 Millionen Mark Kautschuk kommt von dort zu uns herüber. Das ist freilich kein für alle Zeiten freudig zu begrüßender Um- stand. Wir werden bei Besprechung unserer Kolonien noch sehen, daß wir diese Abhängigkeit von Brasilien zu brechen suchen. Einst- weilen fällt es für uns ins Gewicht, daß wir mit zu den Hauptab- nehmern von brasilischem Gummi gehören. Ein Land, dessen Waren wir kaufen, ist zur Abnahme unserer eigenen Waren in der Regel geneigter als eines, das uns nichts liefert. (Vergl. weiter unten.) Allerdings wird die Art der brasilischen Gummigewinnung bald selbst dafür sorgen, daß auf andere Gummiländer zurückgegriffen werden muß. Es wird nämlich ein sinnloser Raubbau getrieben.j Gummi wird in folgender Weise gewonnen. In die Rinde des Baumes schlägt man mit leichten Axthieben eine Wunde, sodaß der milchige Saft ausfließen kann. Er wird aufgefangen und über einem mäßigen, stark qualmenden Feuer zum Gerinnen gebracht, wobei eine Vereinigung der in der Milch vorhandenen Gummikügelchen stattfindet. Das vorsichtige Anzapfen fchadet dem Baume nicht. Oft aber verletzen die Eingeborenen auch das feine Gewebe unter der Rinde oder hauen den Baum ganz nieder, um möglichst viel Gummi auf einmal zu gewinnen. Diese Art der Ausbeute heißt Raubbau. Mag aber auch der brasilianische Gummireichtum einmal auf- hören, fo brauchen wir doch sicherlich noch auf recht lange Zeit hinaus die Einfuhr eines anderen Erzeugnisses Brasiliens, des Kaffees. Ihn finden wir im zweiten Teile Brasiliens. Brasilien, das Weltkaffeeland. Südöstlich von den Selvas dehnt sich das brasilianische £och-- oder Tafelland aus in einer Größe, die ein Mehrfaches vom Flächeninhalt des Deutschen Reiches aus- macht. Zahlreiche Flüsse teilen dieses Äochland in einzelne Platten oder Tafeln. Die mehr im Innern liegenden Flächen sind natürlich regenärmer, die in Küstennähe sich besindenden aber erhalten durch die Seewinde so viel Niederschläge, daß hier der Kaffee vorzüglich gedeihen kann.

8. Nationale Erdkunde - S. 197

1911 - Straßburg i.E. : Bull
8. Brasilien. 197 Man denke sich z. B., daß das ganze Deutsche Reich ein einziges großes Kaffeeland wäre, und man hat ungefähr die Fläche des in Brasilien für den Kaffeebau überhaupt geeigneten Bodens. Die Ernte 1906/07 lieferte 20,4 Millionen Sack Kaffee. (1 Sack = 60 kg.) Neben diesen Zahlen nehmen sich die Ernten der andern Kaffee bauenden Länder einfach winzig aus. (Mexiko, Mittelamerika, Ko- lumbien, Venezuela, Ostindien, Java.) Über zwei Drittel der ge- samten Welternte entfallen auf Brasilien. Natürlich empfangen wir denn auch von dort den Äauptteil unserer Kaffeeeinfuhr. (1907 für 162 Millionen Mark.) Unsere Versuche, in den eigenen Kolonien Kaffee zu ziehen, haben erst begonnen. (Vergl. Llnsere Kolonien.) Vorerst wird Brasilien auf uns, als einen Haupt- abnehmer seines Kaffees noch Rücksicht nehmen müssen. Denn wenn auch die Llnion den größten Teil der brasilianischen Ernte bezieht, der unsere ist nicht viel geringer. Äbrigens steigt unser Anteil an der brasilianischen Kaffeeausfuhr stetig, während der nordamerikanische zurückgeht. Somit ist Brasilien durch seine Kaffeeausfuhr in gewissem Sinne von uns ab- hängig. So ganz nebenher erzählt uns aber diese Kaffeeausfuhr noch von etwas anderem: Von der Kapitalmacht und dem Unter- nehmung sgeiste unserer Kausleute im Auslande und vom Stolz unserer Flagge. Reichlich ein Drittel der gesamten Kaffeeausfuhr Brasiliens wird nämlich von deutschen Handelshäusern vermittelt. Etwa eine halbe Milliarde deutschen Geldes arbeitet in diesen Ääusern. Die meisten liegen in Santo s, dem Äasen der zweitwichtigsten Stadt Mittelbrasiliens, S a o Paulo, das weiter im Lande drin liegt. Santos ist überhaupt der wichtigste Kaffeeverschiffungshafen der Welt. Andere derartige Äandelshäuser sinden sich auch in Rio de Janeiro. Die prachtvollen deutschen Geschäftspaläste in diesen Städten sind für die Brasilianer redende Zeugen von Deutschlands Äandelsgröße. Äeute wird unsere brasilianische Kaffeeinfuhr durch- aus von deutschen Schiffen besorgt. Das war nicht immer so, und es ist noch nicht allzu lange her, daß die englischen Schiff- sahrtsgesellschasten an der Spitze des Seeverkehrs mit Brasilien standen. Äamburg-Amerika-Linie und Norddeutscher Lloyd haben ihnen glücklich den Rang abgelaufen.

9. Nationale Erdkunde - S. 198

1911 - Straßburg i.E. : Bull
198 Iii. Amerika. Mittelbrasilien ist ferner ein gutes Tabakland, und der Staat Bahia der vornehmste Vertreter davon. Fahren wir den breiten Sttom aufwärts, an dessen Mündung Bahia liegt, so treffen wir überall große Lagerhäuser, in denen der Tabak, zu Ballen zusammengepreßt und in Leinwand verpackt, bereit liegt, von Bahia aus über das Meer ausgeführt zu werden. Die meisten dieser Lagerhäuser tragen deutsche Namen, denn der Tabakhandel ruht zum großen Teil in deutschen Äänden. Endlich finden sich im Äinterlande von Rio de Janeiro die großen Gold- und Diamantfelder von Brasilien. Nachdem wir uns so die Äauptlandschasten Brasiliens angesehen haben, kehren wir zu der Frage zurück: Ist das Deutschtum in Brasilien unsere wichtigste Kolonie? Das könnte nur bedeuten: Verschafft es unserer Industrie einen auf- nahmefähigen Markt und somit dem gesamten Vater- lande eine Vermehrung seines Reichtums? Deutschlands Handel mit Brasilien. Wir müssen wieder Zahlen zu Rate ziehen, und diese sind hier ziemlich klein. Ganz bedeutend ist jedenfalls, wie wir schon gesehen haben, unser Bezug von Kaffee aus Brasilien. Wenn wir auch nicht so starke Kaffee- ttinker sind wie die Nordamerikaner, die 1907 etwa 405 Millionen kg verbrauchten, so stehen wir doch mit 190 Millionen kg an zweiter Stelle. Auch Kautschuk, Ääute, Felle, Tabak beziehen wir. Unsere Einfuhr dahin blieb leider bis jetzt ziemlich gering gegen- über unserer Ausfuhr. (1905: 72 Millionen Einfuhr nach Brasilien gegen 172 Millionen Ausfuhr aus Brasilien). Welchen Wert als Absatzmarkt Brasilien aber noch haben könnte, ist S. 190 gezeigt. Da scheinen uns also die Deutschen doch bisher nicht viel ge- nützt zu haben? An ihnen liegt die Schuld nicht. Zwar wäre es vorteilhafter für uns, wenn sie reicher wären, — sie sind nicht arm, im Gegenteil, durch- weg wohlhabend, aber doch nicht reich genug, daß sie dem Kandel einen lebhafteren Anstoß geben könnten. Aber es sehlt ihnen eins: Der sortgesetzte Nachschub neuer Siedler aus der Heimat. Dieser müßte ihre Zahl vermehren, ihre Bedeutung in den drei Südstaaten heben, dann erst gewänne das ganze brasilianische Deutschtum an Bedeutung. Wer also europamüde ist und sich nicht unsern Kolonien zuwenden will, der erweist sich und seinem Vaterlande einen Dienst, wenn er

10. Nationale Erdkunde - S. 199

1911 - Straßburg i.E. : Bull
9. Argentinien. 199 Brasilien als neue Äeimat wählt. Die Deutschen, die sich in Brasilien niedergelassen haben, wären, wenn sie das Deutsche Reich nicht verlassen hätten, besitzlose Land- oder Fabrikarbeiter. Dort sitzen sie als unabhängige Männer auf eigener Scholle. In der Regel stammt eine deutsch-brasilianische Bauernfamilie, die es im 3. oder 4. Glied zu einem Vermögen von etwa 60000 Mark gebracht hat, — in Brasilien ist das ein sehr ansehnliches Ver- mögen, — von einem mittellos eingewanderten Landarbeiter ab. Zwar die Anlegung von geschlossenen Massensiedlungen haben die Brasilianer jetzt verboten; doch läßt sich leicht voraussehen, daß dieses Verbot aufgehoben werden muß, wenn das Land seine Reich- tümer ausnützen will. Sorgen wir einstweilen dasür, daß die Deut- schen Brasiliens ihrem Volkstum treu bleiben, daß die neuen Aus- wanderer sich diesem Lande zuwenden. Auf jedenfall können uns die Deutschen Brasiliens einmal gute Dienste leisten, wenn wir etwa neue Märkte in Südamerika suchen müssen als Ersatz für die Ausfuhr nach England oder den Vereinigten Staaten, die ja bedroht ist. (Vergl. dort.) Aus demselben Grunde ist auch Argentinien für uns wichtig. 9. Argentinien. Der Name Argentinien ist bei uns viel weniger bekannt, als er es verdient. Manches Land von ge- ringerer Bedeutung, besonders von geringerer Bedeu- tung für uns Deutsche, beschäftigt uns mehr. Argen- tinien ist heute nicht mehr das Land der halbwilden Gauchos, die auf den weiten, menschenarmen Ebenen der Pampa ihre Äerden hüten. Sein Welthandel übertrifft den vom ganzen übrigen Südamerika, selbst Brasilien mit eingerechnet, ja sogar den von Japan und China. Die 5 Millionen Argentinier bedeuten heute auf dem Weltmarkt mehr als die 40 Millionen Japaner und die 400 Millionen Chinesen. Da ist es ein Glück für uns, daß unser Anteil am argen- tinischen Kandel uns an einen der vordersten Plätze stellt.
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196 227
197 16
198 24
199 63